In der Schule gibt es schon mal Durchhänger. Wir alle haben das am eigenen Leib erfahren. Da wäre etwas Abwechslung manchmal gar nicht so schlecht. Kein immer gleiches Mathe, kein kompliziertes Englisch – sondern so etwas wie beides zusammen vereint, mit Karten und etwas Spannung?
Wenn ich dann an einem Morgen die Klasse betrete, erwartet die Schüler ein ganz besonderer Unterricht. Es wird um Mathematik gehen, es wird Englisch gesprochen werden und ein bisschen anstrengen müssen sich die Kinder auch. Aber keinem wird es wirklich auffallen.
Poker als Unterrichts-Fach verbindet viele Facetten. Begriffe wie Wahrscheinlichkeit und Erwartung werden spielerisch erarbeitet und dennoch leuchten die Augen! Natürlich geht es vordergründig ums Gewinnen und Wettkampf, das lernen die Kinder auch in anderen Sportarten. Schnell aber wird ein Gefühl dafür vermittelt, wie man mit – scheinbar einfachen – Rechnungen seine Kontrahenten taxieren und – im besten Fall – auch ausstechen kann.
Seit Jahren schon unterrichte ich immer wieder an Grund- oder Mittelschulen, bin an Gymnasien und Gast und zeige dem Nachwuchs, welche integrative und normative Kraft in Poker steckt. Mit wenigen einfachen Regeln werden alle am Pokertisch gleichgesetzt, es bedarf sehr wenig, um miteinander pokern zu können.
Dass zu dem Miteinander natürlich auch ein Gegeneinander gehört, wird schnell klar und motiviert in aller Regel mehr als es bremst. Anders als im normalen Unterricht kämpfen die Kinder nicht mit sich oder den gestellten Aufgaben, sondern stehen im Wettstreit mit den Klassenkameraden. Beste Freunde gehen zunächst einmal sanft miteinander um, oder eben gerade nicht.
Die Kinder haben innerhalb des Spiels alle Freiheiten, sich auszuprobieren und bekommen direkte Resonanz in Form von Anerkennung, Mitleid – und natürlich von Plastikchips. Sie stehen in meinem Unterricht als Ersatz für Noten oder Prüfungen.
Je mehr die Kinder das Spiel verstehen, desto mehr Fragen haben sie. Es ist schön zu sehen, mit welchem Ehrgeiz sie sich der Aufgabe stellen und – ganz nebenbei – die sonst so ungeliebten Rechnungen oder Vokabeln in sich aufgesogen haben.